Zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder: Das unglückselige Kaninchen


Manchmal passieren wirklich beschissene Sachen und mit Moms Haustieren hatte ich irgendwie immer Pech. es muss ungefähr zu der Zeit gewesen sein, als auch das mit den Wellensittichen passierte. (siehe: „1992: Wer die Wichser wirklich waren“)

Jedenfalls hatte Mom in der Zeit, bevor ich mit 20/21 Jahren bei den Eltern auszog, ein kleines Häschen, ein kleines Stubenkaninchen, das zwar einen Käfig besaß, aber überall frei herumlaufen durfte. Snoopy hiess das Kerlchen. Mir war nicht klar, was Mom immer mit den Haustieren wollte, nachdem ich die Ratten nicht mehr hatte, von denen muss ich sowieso mal erzählen, bedeuteten Tiere mir nicht so viel und ich fand das Gehoppel und Gezwitscher offen gestanden eher lästig.

Heute weiss ich, Mom hatte das Viezeug damals vornehmlich zur Freude Ihres damals ersten Enkelkinds, für meine Nichte Alpenschula angeschafft.

Snoopy war aber auch putzig, hoppelte überall herum und versteckte sich gerne an den unmöglichsten Orten, gerne kroch er irgendwo hin, wo es flach und dunkel war.

Eines schönen Sommernachmittags kam ich von irgendwo nachhause, von der Lehre oder vom Zivildienst und wollte mich zunächst noch so richtig schön in den Garten legen und die frühen Abendstunden genießen.

Mom hatte ein super Liegebett, eine Gartenliege aus stabilem Metallrohr mit zwo Rädern, richtig große Rollen untendran. Es war so stabil und gemütlich, dass man es sogar im Zimmer als Gästebett verwenden konte und man musste dann nicht extra eine Matratze aus dem Keller hochschleppen, sondern konnte einfach die Liege aus dem Garten reinrollen und mit Bettzeug versehen, falls Gäste kamen.

An dem Tag, als ich mich sonnen wollte, WAR das Liegebett im Haus, nicht im Garten. Wie nervig, dachte ich, warum kann es nicht draussen sein, warum muss ich das riesenschwere Teil jetzt erst durch die halbe Wohnung manövrieren!!! Stöhn!!!

Als ich endlich voller Ungeduld die Liege aus dem Gästezimmer, durch den Flur, durch die schmale Terassentür auf seinen Rollen herausgelenkt hatte, fluchend und ständig aneckend, holte ich mir noch was zu trinken, vielleicht nen Comic oder das aktuelle TRUST als Lektüre und setzte die RAY BAN Sonnenbrille (aus einem Secondhandladen in Tschernovülbel namens BUYBUY) auf, die ich damals allen ernstes für cool hielt.

Endlich Ruhe, endlich Feierabend. Jetzt KÖNNT ihr mich alle mal, dachte ich, als ich plötzlich jäh aus meinen Träumereien gerissen wurde.

„A-LOI-SIUS!!!“ rief meine Mom. Erst wollte ich „kreischte“ schreiben, aber sie sprach eher ruhig, aber mit so einem aufgeregten Unterton in der Stimme, so ein flatterndes Timbre.

„Waaas GEHTN“ antwortete ich und da sprach sie auch
schon los und sagte: DAS HÄSCHEN LIEGT DA SO KOMISCH, DA WO DU DIR DAS LIEGEBETT GEHOLT HAST UND RÜHRT SICH NICHT!

Ich sprang auf! Oh scheisse, ich hatte NICHTS bemerkt. Snoopy musste sich genau bei den Rädern versteckt haben! Da rangiere ich durch das enge Zimmer und muss den armen Kerl erwischt haben!
Tatsächlich, ich peste ‚rein und Mom hinterher und wir schauten uns die Bescherung an. Snoopy lebte noch, aber oh Gott, er war hinten ziemlich platt!

Ich schnappte mir den armen lädierten Nager, ein Albino, schneeweiss und fast blind (aber ein begabter Bluesgitarrist, nee Quatsch, Kalauer) und düste in Pops‘ geilem Audi, ebenfalls weiß, runter nach Downtown Tschernovülbel zu einem Tierarzt.
Da saßen der unseelige Snoopy schwer und schwach und flach atmend und ich, mir ging ziemlich die Düse, im Wartezimmer und als ich endlich an der Reihe war, und die Tierärztin mich frug „Was ist DEM denn passiert, draufgetreten oder was?“ und als ich dann erwiderte „Nee, mit nem LIEGEBETT überfahren!“, ich weiss es noch genau, die Tierärztin und ich, wir prusteten schon ein bisserl los. Da war eine gewisse Komik, halt eher unterschwellig.

Sie sagte, man werde ihn sich über nacht ansehen müssen, innere Verletzungen, blablabla und ich fuhr heim und legte mich, erfüllt von Sorge, wieder
auf das Liegebett in den Garten und blätterte lustlos im TRUST.

Das Ende ist schnell erzählt. Als ich am nächsten Morgen anrief, „was ist mit unserem Häschen?“ da beschied man mir, dass man ihn habe einschläfern müssen.
Verfluchtes Liegebett!!!

Eine traurige Episode, aber mir war andererseits auch ziemlich schnell klar, dass ich für künftige Partys, wann immer das Gespräch auf „haarsträubende und gräßliche Tiergeschichten/horrible Erlebnisse mit Haustieren“ kommen würde, fürderhin endlich auch etwas beizusteuern hätte.

Sorry Snoopy.

P.S. Und sollte ich dereinst einmal Gott gegenübertreten, ich wette er wird eine HASENMASKE aufhaben und ein marmorner Riesenzeigefinger wird nach unten zeigen und ein grausliger Schlund wird sich auftun und die Engel werden singen:

Seeya@HELL, Loisl, Du hast Snoopy auf dem Gewissen!

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