Die beste Musik der Welt und was sie mit mir macht, Folge 500: Drei folkige Freakrocksongs dreier Generationen.


Zu den angenehmen Momenten meines Daseins gehört es, an einem freien Tag als allererstes aufzuwachen, hinunter ins Wohnzimmer zu schleichen und bei einer Tasse Espresso und einem Glas Leitungswasser mir die schönsten Songs der Welt aufzulegen und ein wenig in der Plattensammlung zu stöbern und Zeitung zu lesen.

(Meist krabbeln eine Stunde später dann Minimaus (7) und Micromaus (4) aus den Federn und gesellen sich schlaftrunken oder auch hellwach zu mir. Lustigerweise verlangen die beiden dann mit Nachdruck, dass ihre Lieblingslieder aufgelegt werden. Kein Scherz, Micromaus verlangt dann „Hang up the chick habit“ in der Version von April March vom Death Proof Soundtrack, oder sie wünscht sich die schräge Lilli Berlin, Minimaus hingegen äussert meist eher den Wunsch nach den glitzernden Songperlen der Welttraumforscher. „Heute trägt das Mondgespenst ein rosafarbenes Unterhemd…“
Wenn, wiederum eine halbe Stunde später, dann Bibi aufwacht, wird gefrühstückt. Zwischendrin verfasse ich Zeilen wie diese.)

Manchmal kommen mir bei Tagesanbruch urplötzlich mehrere alte oder neuere Lieblingslieder in den Sinn, die ich einmal im Zusammenhang anhören möchte. Oder mich befällt zunächst

nur ein Ohrwurm, und ich frage mich, wo man anknüpfen, wo man im gleichen Vibe weiterhören könnte. Dann krame ich in meinen Platten und leg‘ mir die eine oder andere auf und lasse die Gedanken wandern, erforsche, wie die Songs nacheinander wirken und was sie miteinander verbindet oder verbinden könnte.

Mysteriös: Heute stand mir um 6:30 Uhr urplötzlich der Sinn nach folkigem Hippierock. Nach so beschwingtem psychedelischem Folk, sowas country-angehauchtem, westcoastigem. Die Götter sandten mir den Geistesblitz, einmal folgende drei Stücke in direkter Folge anzuhören:

„bright new day“ von Fat Mattress (GB, 1969)

“no rain” von Blind Melon (USA, 1993)

„free ride“ von Causa Sui (DK, 2007)
Stücke aus drei Epochen, Werke dreier Generationen, aber wie geschaffen dafür, zusammen gehört zu werden. Und, wie mir auffiel, alle auf eine geradezu spirituelle Weise miteinander verbunden.
Ach, was heißt spirituell!
Sie klingen halt alle drei gleich, punkt.

Später habe ich Bibi die drei Songs vorgespielt und sie war auch sofort verblüfft von der engen Verwandschaft dieser Stücke und wurde obendrein ebenfalls unmittelbar angesteckt vom sonnigen Groove.

Statt Tonnen von Fuzz stehen in diesen psychedelischen Songs eine oder mehrere Akustikklampfen im Vordergrund. Die Drums sind zurückgenommen, zugunsten von Bongos oder Tambourin und mehrschichtige Harmoniegesänge schmeicheln dem Ohr. Hippie-Rock, Folk und Westcoast heissen die Größen, auf die die drei unterschiedlichen Bands jeweils aus der frühen, der späten und der superspäten psychedelischen Ära, bezugnehmen.
Und zwar allesamt auf eine derart ähnliche Weise, dass alle drei der hier untersuchten Songs aus ein- und derselben Feder stammen könnten. Oder vom gleichen Album herrühren könnten, was sie jedoch beides nicht tun.

FAT MATTRESS wurde von Noel Redding, Bassist der Jimi Hendrix Experience, gegründet, weshalb ich irgendwannmal auf die gestoßen bin. Zum Glück! Das entspannte, glasklare „Bright new day“ (1969) ist für mich eines der großartigsten Stücke dieser großartigen Band.
Beginne, so wie ich dann und wann, einen Tag mit „bright new day“ und der Tag gerät … sonnig.

„No rain“ (1993) von der amerikanischen Alternativband BLIND MELON, deren Sänger 1995 viel zu früh starb, ist eins meiner all-time Lieblingssongs. Auch diesen Hits kann man nur als entspannt beschreiben und als irgendwie strahlend. Gleich einem Juwel, obwohl es einen traurigen Text hat. Vielen ist noch das putzige Bienenvideo in Erinnerung, welches bei youtube und co weiterhin zu bewundern ist.

Schliesslich „free ride“, (2007) vom dänischen Stoner/Heavy Psych- Geheimtipp CAUSA SUI. Ein total untypisches Stück innerhalb des Werkes der Band, bei der ansonsten Black Sabbathsche Riffwände sich türmen. Aber auch Akustikgitarren, Flöten, mehrstimmige sanfte Vocals stehen denen bestens! Ein Stück mit totalem Hippie-Vibe. Habe ich das Wort „entspannt“ in diesem Eintrag bereits verwendet? „Free ride“ ist sau-entspannt. Richtig mellow. Würde am Strand gut klingen. Beim Grillen und Chillen. Freakrockperle, harmonisch as hell.
„We are free. And it’s a free ride.“

So, und nun wisst Ihr auch, womit der Frater sich dopt. Mit ROCKNROLL, nichts weiter. Und wie sich unser pfingstlicher Grill-Soundtrack zusammensetzte: Box auf die Terasse und diese drei Stücke in Endloswiederholung…

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