Lokführerstreik: Sightseeing an den Streiktagen

Seltsam: Die Tage des Lokführerstreiks beginnen für mich entspannter als sonst, und fast kann ich sagen, dass eine gewisse Gelöstheit die ganzen jeweiligen Arbeitstage anhält.
Was dieses Plus an Glücksgefühlen auslöst? Nun, ich habe mir für die Tage des Bahnstreiks eine Strecke ins Büro ausgetüftelt, die ich mithilfe zweier Buslinien bestreite. Diese morgendlichen Busreisen dauern zwar weitaus länger als die S-Bahnfahrt, sie sind aber einfach schöner.
Besonders eine Teilstrecke hat es mir angetan. Sie beginnt hoch oben im Taunus, in Königstein, wo ich zwar relativ lange warten muss, aber es gibt eine Tankstelle, die guten Kaffee und frische Zeitungen feilbietet. Dann endlich kommt der Bus und man gleitet, während winterlich klar der Morgen graut, eine prächtige Straße, die Königsteiner Straße, hinunter nach Bad Soden.
Dieser Abschnitt ist das Highlight. Ich setze mich im Bus ganz nach vorne, gleich schräg hinter den Fahrer, auf dem Kopfhörer die beste Musik, und genieße die Aussicht durch die große Frontscheibe.
Während wir an Prunkvillen und bisserl mit Schnee gepuderzuckerten Bäumen vorbeischaukeln, schmeichelt ein riesen Panorama dem noch müden Auge:
Frankfurt mit einem Sonnenaufgang hintendran liegt da herum und weite Felder und rauchende Schornsteine, alles in einer Klarheit die mir einfach gefällt und ich habe sogar einmal im Stern oder so ähnlich von einer Untersuchung gelesen, die besagt, dass der Mensch dies braucht: Einen Blick, der in die Ferne schweifen kann, sanfte Hügel und grün muss auch dabei sein, dann stellt sich Ausgeglichenheit ein. Ich merke das bei mir wirklich, wenn Du immer nur gegen Wände schaust, gehst Du doch ein, oder!

Von mir aus kann der Streik also gerne weitergehen, denn das S-Bahnfahren bietet dieses Erlebnis nicht. In der S-Bahn sind auch irgendwie die schlimmeren Leute unterwegs.

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