Ich lag darnieder! Ich war FERTIG!! Da hatte ich zwei denkwürdige Begegnungen.

Es war so: Manchmal ist man einfach total (verzeihung) TOTAL IM ARSCH!!!! Mir ging das am Samstag Abend so. Der Tag war anstrengend, wir hatten zu arbeiten, und ich kann ein Lied davon singen, dass auch eine bestimmte Wetterlage einen ziemlich niederstrecken kann. Kreislaufmäßig. Am frühen Abend jedenfalls legte ich mich einfach mal kurz im Flur auf den Teppich auf den Rücken und es kann sein, dass auch Geräusche wie „Ähhhh…“ oder „Öööörks..“ aus mir hervorbrachen.
Ich war einfach geschafft und eine mächtige Müdigkeit hatte, mit aller Macht, von mir Besitz ergriffen.
Kann sein, dass mir auch die Knochen wehtaten, aber das habe ich jetzt vergessen.

Es dauerte nicht lange, da wurden zunächst Minimaus (6) und dann Micromaus (3) auf mich und meine jämmerliche Lage aufmerksam.

Für Kinder, das weiss ich selbst von früher noch ganz genau, ist es toll, wenn die Erwachsenen sich hinunter auf ihr Niveau begeben, auf Augenhöhe. Oft ist es fast wie eine Einladung zum Toben und Kämpfen.

Diesmal aber kam niemand zum Toben, sondern Minimaus (6) näherte sich zunächst eher vorsichtig. Ich merkte deutlich, dass sie leicht verunsichert war, warum ich so eine Show abziehe. Wohlgemerkt: Minimaus ist diejenige mit dem Down Syndrom. Wir nennen das Behinderung, die Welt ist aber nicht immer fair und solche Kategorien oft unzureichend, denn Minimaus hat eine Art von Mitgefühl, feine Antennen für die Gefühle anderer Menschen, und eine hinreissende Art, die nicht jeder hat, ein ganz besonderes Talent, jemanden aufzuheitern oder zu trösten. Und stets den unerschütterlichen Willen dazu! Wie sie das in dieser Situation anstellte, ist einfach zum Piepen und sehr bemerkenswert:

Sie setzte sich ganz dicht neben meinen Kopf und merkte sofort, dass es mir wohl nicht so blendend ging.
„Ein Kompliment“ dachte sie sicher bei sich, „wäre jetzt angebracht“. Da drückte sie mir leicht mit ihrem Zeigefinger gegen das Kinn und sagte: „Schöner Bart!“. Ich war überrascht. Das kriegt man nicht oft gesagt. Bärte werden meist so hingenommen, aber nicht mit Komplimenten bedacht.
Ich fragte: „Findest Du?“, sie erwiderte voller Aufrichtigkeit „Ja“ und strahlte mich an.
Meine Lebensenergie kehrte zurück. Ich begann zu genesen, allein durch die Macht dieser lieben Worte, blieb aber noch weiter auf dem Teppich liegen.

Als nächstes näherte sich Micromaus (3). Die beiden Schwestern sind so unterschiedlich, dass man nur staunen kann. Micromaus stemmte die Arme in die Hüften und fragte mich kess, ohne die leiseste Ahnung von Taktgefühl, was aber ebenfalls okay ist:

„Warum hast du so einen dicken Bauch?“.
Um dann noch hinzuzufügen:
„Du hast einen Bauch wie der Winnie Puuh!“.

Oh nein! Meine Jüngste vergleicht mich mit dem pummeligen Kitschbärchen, dem der Bauch nur so unter roten Shirt hervorquillt!
Es darf nicht wahr sein.
Mein Puls begann zu rasen. Das Blut schoss mir ins blasse Gesicht. Plötzlich war ich wieder FIT!
Danke Mädels!

Was ich antwortete, erzähle ich Euch das nächste Mal.
Wenn es wieder heisst: Live aus dem Fitness-Studio mit Frater Aloisius, Guten Abend.

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