Frankfurt – Kinotipp: VIER LEBEN (Dokumentarfilm, D 2008, Regie: Cornelia Thau)

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Das Mal Sehn Kino in der Adlerflychtstraße 6 in Frankfurt zeigt vom Donnerstag, den 1. Mai, bis Sonntag, den 4. Mai, jeweils um 18:00 Uhr den neuen Dokumentarfilm VIER LEBEN. (Am 1. Mai in Anwesenheit der Regisseurin).

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Aktuelle Termine JUNI 2008:
Vom 5.-11. Juni 08 wird VIER LEBEN nochmals gezeigt:
Im Kino Orfeos Erben, Hamburger Alle 45, Frankfurt – Bockenheim.
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Die Beschreibung des Films liest sich wie folgt:

„Jörg, Carina, Anica und Finnian kommen in den Jahren 1969, 1985, 1994 und 2002 zur Welt. Alle haben Down-Syndrom.

In Deutschland werden jedes Jahr etwa 1200 Kinder mit dieser Chromosomenanomalie geboren. Noch in den 60er Jahren las man in Lehrbüchern, dass „mongoloide Kinder zu grobem Schwachsinn neigen“. Den Eltern dieser Generation war es selbst überlassen, ob sie sich diesem fatalen Urteil fügten oder stattdessen nach einem individuellen Weg für ihr Kind suchten.
Die folgenden Jahrzehnte brachten mehr Informationen für die Eltern, neue Förderkonzepte und bedeutend bessere medizinische Versorgung für die Kinder. Vor allem aber erkannte man die Fähigkeiten und Qualitäten von Menschen mit Trisomie 21.

Nach wie vor markiert aber die Geburt eines Kindes mit Down-Syndrom einen Wendepunkt in der Geschichte einer Familie. In VIER LEBEN haben sich die Eltern einer sehr persönlichen Auseinandersetzung gestellt. Offen erzählen sie von ihren Wünschen, Hoffnungen und Erfolgen, aber auch von Enttäuschungen und Zweifeln.

Cornelia Thau hat die Familien vier Jahre lang begleitet. Der Film blickt auf Lebensstationen von der Geburt bis ins Erwachsenenalter von Jörg, Carina, Anica und Finnian.
Vor der Kamera zeigen sie sich selbstbewußt als Persönlichkeiten mit eigenen Interessen, Wünschen und Sehnsüchten. Sie beweisen soziale Kompetenz, musische Fähigkeiten, sowie Ehrgeiz, Hartnäckigkeit, Humor und einen bestechenden Charme.“


Ohne ihn gesehen zu haben, aber weil wir die Regisseurin schon persönlich gesprochen haben (sie zog nämlich in Erwägung, Minimaus, geb. 2001 mit Down Syndrom, für ihren Film zu casten, wozu es jedoch nicht kam) darf ich behaupten, dass es sich hier um einen Riesen-Tipp handelt.

Allein in der hier oben zitierten Filmbeschreibung fallen mir zwei Dinge ganz ungemein positiv auf, was Rückschlüsse auf den Film zulässt:
1. Der Text kommt ohne die Floskel aus, jemand „leide“ am Down Syndrom.
2. Die Beschreibung spricht präzise von Chromosomenanomalie und braucht noch nicht mal das Wort Behinderung. Auch ich finde, dass man nicht immer die „Behinderung“ sprachlich in den Vordergrund rücken muss, wenn man von einer Persönlichkeit redet, deren Besitzer Downsyndrom, Farbenblindheit oder ein abbes Bein hat.

Der Filmtitel VIER LEBEN enthält eine Mehrdeutigkeit, die sich gewaschen hat! Klar, es werden die Leben vierer Personen und Familien beleuchtet.
ABER: Im Zusammenhang mit dem Down Syndrom bedeutet Vier leben auch: Hier geht es um vier, die leben dürfen. Das Gegenteil ist nämlich die Regel. Wird vor der Geburt eine Trisomie 21 (=Down Syndrom) festgestellt,…

…treiben über 90 Prozent ab. Was man in diesem Falle auch bis gleich vor der Geburt darf. Stichwort Spätabtreibung.
Eltern eines Kindes mit Down Syndrom fragt man gerne: „Och, hätte man da nicht abtreiben können? oder „Muss doch heute nicht mehr sein“.
Wir sind das übrigens bisher erst ein einziges Mal gefragt worden. Geht ja direkt noch.
VIER LEBEN. Also möglicherweise auch eine Anspielung auf den allseits bekannten TIM LEBT.

*****Nachtrag 2: Der Film hat auch eine informative Homepage.
Mit einer ständig aktualierten Terminliste / Vorstellungsterminen.

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