Heinrich war als Kind schon einsam

Heinrich war als Kind schon einsam. Dieser bedeutungslosigkeitsschwangere Satz ist kein literarisches Zitat und auch kein Filmtitel sondern der (sperrige) Name einer Band. Einer Punkband. Und FRATER ALOISIUS SAYS HELL-O ist tatsächlich die erste Internetseite der Welt, die Heinrich war als Kind schon einsam erwähnt.

Heinrich war als Kind schon einsam existierte vielleicht ein dreiviertel Jahr, nicht länger. Nämlich ein kometenhaftes Dreiviertel des Jahres 1989. Ein Mitglied der erfolglosen Truppe Beef Jerky fragte eines Abends im Wursttempel Batschkapp den Frater Aloisius, oder den 18jährigen Schüchti, der jener damals war, ob er nicht den Gitarristenposten in einer Band übernehmen wolle, deren vorheriger Axtschwinger nämlich zur Wilden 13 umgestiegen sei. Klar, sagte ich, wieso nicht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schließlich schon vier Jahre wie ein Berserker geübt, Eltern und Nachbarn in den Wahnsinn getrieben und die Ohrenärzte von Tschernovülbel reich gemacht, aber noch keinerlei Banderfahrung gesammelt, oh Mann! Ab dann gab es 2 Proben die Woche, ein Repertoire stand ja weitgehend und neue Stücke waren auch ruckizucki geschrieben. Beef Jerky war tot und Heinrich war als Kind schon einsam geboren. Den Proberaum im Jugendcafe Oberursel teilte man sich mit der Wilden 13. Ich habe dieses Kellerloch als eine Art Punkrock-Paradies in Erinnerung. Versifft und chaotisch vollgestellt mit Instrumenten und leeren Bierdosen, besprayt und gemütlich. Dort passierten immer lustige Sachen. Einmal etwa kamen ein Typ und zwei Tussis herein. Komische Leute, nämlich ausgesprochen unpunkig. Sehr verdächtig. Er so mit schnieker Flieger-Sonnenbrille und Trenchcoat. Der Schönling trug ein 5-Liter Bierfass mit sich, selber aufgepiekst, also ohne Zapfvorrichtung. Die hörten kurz zu, fragten ob wir n Schluck wollten, wir setzten alle mal die Riesen-Büchse an, Tschüssi, dann gingen se wieder. Keiner kannte die merkwürdigen Popper, aber wer gute Getränke mitbrachte war natürlich willkommen!

Um diesen Proberaum nutzen zu dürfen, musste man zwei Auftritte jährlich im Jugendcafe absolvieren. Wir schafften einen. Zusammen, wenn ich das noch recht weiß, mit Kaktus Interruptus. Einen anderen Auftritt gab?s im Frankfurter Dreikönigskeller und einen dritten in einer Art Gemeindezentrum in einem Kaff namens Gettenbach, ebenfalls mit Kaktus Interruptus. Dann war, leider, auch schon Sense. Mister Bass und ich standen zwar kurz vor der Gründung einer neuen Band, die wir Captain Fuck nennen wollten, kamen aber nicht recht in die Puschen. Bezeichnend: Nach 1989/1990 kam ich nie wieder auf die Idee, Musik machen zu wollen!
Ach ja, was ich an dieser Stelle allen schüchternen Bubis raten möchte, die schon steinalt sind, also 18 oder gar noch mehr und immer noch keinen Freundin haben: Gründet eine Band! Junge, du brauchst nur ein einziges Mal auf einer schäbigen Dorfbühne rumhampeln und ordentlich Krach machen, im Publikum ist garantiert ein Mädel, das auf der Suche nach einem feschen kleinen Punkmusiker ist. Ich kann das beschwören. Wenn das nicht klappt, dann siehst du wirklich Kacke aus!

Die Tapes, die von Heinrich war als Kind schon einsam existieren, (live on stage, live im Proberaum und aus dem 4-Spur-Studio) habe ich kürzlich endlich auf CD gebrannt, also für die digitale Ewigkeit konserviert und in einem Bankschließfach untergebracht. Und wenn ich mal n Scanner habe, stell ich hier die peinlichen Fotos rein. Endlich ein Denkmal für Heinrich war als Kind schon Einsam und viele Grüße an dieser Stelle an Herrn P., Tommes und Herrn H. :-)!!!

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