Pleite in Santander. Oder: Der abgefarzte Gürtel.

Die 90er Jahre des letzten Jahrtausends fingen für Frater Aloisius locker an. Das Abi mit irgendeinem Mist-Schnitt in der Tasche und vorerst so wenig zu tun, das Papa mich eine zeitlang sogar „Freizeit-Boy“ nannte…Im „Subtext“ konnte der so Angesprochene lesen: „Beweg mal dein’ Arsch“.

Codo, Il-Kim-Jong, Gomez und ich verbrachten dann auch schöne Wochen in Santander, der „spanischen Hauptstadt des Sommers“. Das Problem, das eines Tages, gegen Ende dieses gelungenen Urlaubs, auftauchte, verstehe ich heute gar nicht mehr. Wir hatten nämlich plötzlich kein Geld mehr! Nicht, dass ich heute so reich wäre, aber ich versuche mich zu erinnern und frage mich, wie dieses Problem auftreten konnte. Okay, Kreditkarten hatten wir damals keine, aber es gab doch vor 15 Jahren schon EC-Karten und Geldautomaten, oder??? NEIN, gab es anscheinend nicht, ich glaube, wir waren auf so was wie „Reise-Schecks“ angewiesen, und auf Banken, die geöffnet hatten. Plötzlich war also die Knete ganz überraschend alle und wir erfuhren abends, dass der nächste Tag ein Feiertag sein sollte. Nirgends war Geld zu holen. Nicht für Benzin, um das Land zu verlassen, was nötig geworden war, weil einer von uns pünktlich wieder nach Deutschland musste, und nicht mal mehr für Abendessen. Verzweiflung und Panik wollten mit Macht von uns Besitz ergreifen…
Wir rechneten schnell aus, wie viele Martinis pro Nase drin sein würden auf dem wundervollen Platz zwischen unseren beiden Lieblings-Bars und ich sagte IM SCHERZ: „Wir müssten Bekannte treffen, die uns Geld leihen!“ Il-Kim-Jong darauf so: „ha-ha-ha, wen willsten hier schon treffen???“

Wenig später seh ich plötzlich in der feiernden Menge eine alte Schulkollegin von mir! Ich traute meinen Augen nicht und informierte stammelnd Codo, l-Kim-Jong und Gomez, die mir gleich bedeuteten, ich solle hingehen und nach Geld fragen. Gesagt getan.
Ich so: „Hallo was machsten DU HIER???“
Sie so: „Studieren. Und DU-hu??? Urlaub?! „ Worauf ich erwiderte: „Exakt, Baby, und wir haben kein Geld mehr!“ und ihr ganze die Misere verklickerte. Kurz drauf war die Sache geritzt, sie lieh uns was und wir feierten mit weiteren Martinis diesen größten Zufall des Jahrzehnts.

Eine andere haarsträubende Begebenheit trug sich folgendermaßen zu:

Codo, muss ich dazusagen, bastelte zu dieser Zeit unheimlich tolle Gürtel. Aluminiumschnallen mit Sinnsprüchen wir CARPE DIEM oder BIBITE EX oder so’n Scheiß oder einfach ein silberner Art-Deco Messergriff, und ein edles, geiles Leder, dass er extra wo bestellte wo auch Prothesenhersteller ihr Leder bestellen um etwa so Arm- oder Bein-Futterale für Bruchpatienten anzufertigen. Gomez trug auch eines dieser kunsthandwerklichen Einzelstücke. Eines Abends lernte Gomez ein weibliches Wesen kennen (das blöd genug war, sich mit ihm einzulassen.) Die zwo Turteltauben entschwanden Richtung Strand, Codo, Il-Kim Jong und ich ertränkten unsere Eifersucht und wackelten dann bald Richtung Zelt.
Am nächsten Morgen waren wir gespannt, wann Gomez wohl zurückkehren würde und was er zu berichten hätte…Vor allem aber auch, WIE er zurückkäme, denn das Auto hatten ja wir. Zum Campingplatz wars ein weiter Weg. Plötzlich tauchte er am Horizont auf, total müde aber ziemlich stolz, erfolgreich halt. Aber auch ein wenig zerstört, bissi neberdekapp. Uns fiel als erstes auf, dass er nicht vollständig angezogen war. DER GÜRTEL FEHLTE!! Wir so: „wo isn dein Gürtel?“ Gomez konterte mit der besten Wortschöpfung, die ich je gehört habe:

„Der Gürtel? Den hat SIE mir ABGEFARZT!“

Damit wussten wir kurz und bündig alles, was wir wissen wollten. Unser Neid über seinen Erfolg flammte noch mal auf. Und auf Jahre hinaus hiess alles Abreißen, Wegroppen, jedes sich grob etwas Entledigen nur noch „Abfarzen“.

P.S.: Soeben suchte ich bei Google das Wort „abgefarzt“.
Probiert es bitte aus: Man erhält keinen Treffer, aber die Frage: „Meinten Sie abgefurzt?“

Dieser Beitrag wurde unter Heiterer Anekdotenalmanach from hell abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.