Der beste Rocksong aller Zeiten

Im Jahre 1987 erschien „Locust Abortion Technican“ von den Butthole Surfers. Anders als einen Klassiker kann man diese Platte kaum bezeichnen. Ein Reigen total durchgeknallter Drogensoundexperimente. Ein Horrorkabinet verstörender Klänge. Irrsinn. Mittendrin findet es sich: Das beste Rockstück aller Zeiten: „Human Cannonball“, ein kleines feines Punkrock-Stampferlein.

Und so geht es:
Tick, tick, tick, tick, zählt jemand an, damit der Drumcomputer sein stoisches Industrial-Tempo findet. Dieser legt auch gleich los, um sein bummbibumm-bummbi-bumm-bummbibumm in aller ihm eigenen Erbarmungslosigkeit bis zum Ende durchzuhalten. Gibby kreischt etwas von „ready to rock!!!“ und „go!“, und während das „go!“ in seltsamen Verfremdungen wiederhallt, setzt auch schon der Bass ein, dem für die nächsten anderthalb Minuten eine einzige Note ausreicht: nänänänänänänänänänä…
Die erste Gitarre startet dezent mit Rückkopplungen und brät dem Grundakkord gehörig eins über, eine Zweite gesellt sich dazu und beginnt (oder hört auf???) rückwärts zu spielen.

(Wie bei „Tomorrow never knows“ der Beatles, oder wie bei Jimi Hendrix: Zum falschherum laufenden Tonband klimpert jemand seine Töne, sein Solo – läuft diese Aufnahme dann wieder richtigherum, vernimmt man jenseitige Klänge, die, slurp, sluurp, sluuuuurpppp, nicht angeschlagen werden, um dann zu verklingen, sondern vielmehr negnilkrev nnad dnu nedrew negalhcsegna. Umgekehrt eben. (Dieser vorliegende Versuch, das in Worte zu kleiden kann ja nur scheitern.)

Nänänänänä: Nach über einer Minute, sehr viel Zeit für einen „Popsong“, wechselt plötzlich der Akkord. Braat-Bratz, und gleich noch einmal, Brutzzzz. Keine Angst, mehr Akkorde werden es nicht; drei Akkorde, die heilige Dreifaltigkeit der Punkrock-Zunft, und diese drei werden sogleich für Strophen und Refrain genügen müssen. Tun sie auch. Ein geheimnisvolles, dunkles Riff, das, wenn ich ordentlich laut drehe, bei mir die Wirkung einer samtenen Abrissbirne entfaltet, die an einem Pferdehaar über meinem Haupte schwebt, oder so ähnlich.

Hoppla, jetzt geht’s richtig los: Nach anderthalb Minuten fängt der Song richtig an, und Gibby beginnt mit einer Eindringlichkeit zu singen, die es nur in den klassischsten Momenten der kultigsten Höhenpunkte der Rockgeschichte gibt. Ozzy O. , Hawkwind, Roky Erickson heissen die Bezugspunkte. Und dann, irgendwann…vorbei. Wahnsinn. Besser geht’s nicht.

soweit eine armselige, verbale Beschreibung meines Lieblingslieds.
Interessant hierbei noch sind die Kommentare von Fans auf amazon.com und amazon.co.uk, also den britischen und amerikanischen Seiten des Buchhändlers. Deutsche haben da noch nichts kommentiert. Komisch.

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