Tony, Caro and John

Als ich vor ein paar Jahren auf einer Folge der Love, Peace and Poetry-Reihe, nämlich auf der Ausgabe mit der britischen Psychedelia, erstmals das Stück ?There are no greater heroes? von einer Band namens Tony, Caro and John hörte, haute es mich regelrecht um. Ein berückendes Erlebnis.

Ich setzte die Nadel zurück um es nochmals zu hören und dann nochmals und dann nochmals und dann wieder und ich rief Bibi, sie möge sich das auch einmal anhören und da wurde sie auch auf der Stelle Fan.

Es war, ich weiss nicht, was es war, aber dieser Song strahlte Magie aus, traf mich mitten in mein noch nicht gänzlich verkrustetes, treu seinen pochenden Dienst verrichtendes Herz. Solcherlei magische Momente sind rar, aber das kurzlebige Trio Tony, Caro and John erzeugte, mit seiner Aufnahme von 1972 hier und heute einen unwahrscheinlichen Zauber.

Via psychedelic-music.com erfuhr ich, dass diese drei Hippies anno ’72 eines der seltensten Alben aufgenommen beziehungsweise gepresst hatten, die es gibt. Nur 50 Exemplare damals, vielleicht noch 3 bekannte Originale davon heute übrig. Das Album hieß ?All on the first day? und vom Shadoks-Label/QDK war eine Nachpressung zu bekommen. Diese Re-issue-LP in einer 450er Auflage (ich erstand die Nummer 24) sollte meine bisher liebste und teuerste Vinyl-Anschaffung werden.

?All on the first day? – der Titel gefiel mir! Wollte diese Platte zu mir sprechen, oder war das bloß Zufall? Bibi und ich waren doch an einem 1. Januar, nämlich 1993 zusammengekommen. ?All on the first day of the year? lautet der Refrain des Titelstücks. War etwa alles schon besiegelt? Unsere Familie, Minimaus und Micromaus? Gibt es eine Art von Vorsehung, die sich den Menschen via Vinyl offenbart? Ein Schicksal, das sich über psychedelische LPs mitteilt? Ich weiss nicht recht, schöner Gedanke jedenfalls. Ausschließen sollte man nichts…

Na, wie auch immer, bald brachte der Postbote die wertvolle Scheibe und beendete mein neugieriges Warten. Ausser ?there are no greater heroes? befanden sich noch etliche wundervolle Songs auf dem Album, alles in allem folkiger Hippie-Rock, dargeboten in einer Unbekümmertheit, die schon fast Punk vorwegnahm. Und Kompositionen, schön wie bei der Incredible String Band oder bei Procol Harum, natürlich ohne die barocke Opulenz letzterer. Stattdessen ganz und gar auf den Punkt und low-fi und irgendwie nett. Ach was, nett, einfach herzallerliebst.

Neben einer Art Nachwort, verfasst 2001, waren die Texte und ein paar Bilder innen abgedruckt und man konnte sich ein Bild von Tony, Caro und John machen.
?There are no greater heroes?: Meine neuen musikalischen Helden.

Inzwischen existiert sogar eine Homepage der Band, auf der die Musiker von damals staunen, dass dreißig Jahre nach deren Auflösung solch ein Interesse, hervorgerufen durch ein deutsches Re-issue-Label, entstanden ist. Besser spät als nie?

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