1987: Indie-Klänge in Tschernovülbel

ja, so 1987 muss das gewesen sein als ich Sibbi fragte, ob er nicht Lust hätte, mit mir zusammen im Jugendhaus (in sowas ging man damals!) unseres Heimatstädtchens Tschernovülbel(Name geändert) eine "Indie-Disco" zu veranstalten. Einen Abend mit Independend-Klängen. Er sagte sofort zu und wir planten alle Details voller Freude: Flyer basteln, verteilen, Mädels ansprechen ("kommt vorbei, wir machen ’ne Indie-Party", Musik aussuchen. Muriella (oder so ähnlich, eine nette aber uralte Jugendarbeiterin von mindestens 40) war auch gleich dafür, ihr Team auch, und wir kriegten prompt 60,- DM oder so in die Hand gedrückt um Platten zu kaufen. Also LPs! Vielleicht wars auch 1986, egal. Die durften wir dann behalten. Ich weiss noch: wir kauften "darklands" von Jesus and Mary Chain, "the good earth" oder so von den Feelies, irgendwas mit Psychobilly und eine geile Compilation mit mit so deutscher Neo-Psychedelic und so Garagenrock. "the sound and the fury". Habe die Namen nicht mehr alle parat, aber sowas wie Broken Jug war da drauf. Und Ferryboat Bill. Unsere natürlich damals ohne Computer gebastelten Flyer (Kleber-Schere-Kopierer-Technik, Punkrock halt) verteilten wir echt überall, wo wir cooles Volk vermuteten. Etwa im Dreikönigskeller oder bei nem Kartenvorverkauf und und und. Während der Vorbereitungen ärgerte mich nur eins: Dass Sibbi mich plötzlich fragte: "Aloisius, was is eigentlich INDEPENDENT?" …

…Da war ich ober-enttäuscht! Sowas ärgerte mich. Schliesslich gings um eine Philosophie. Um meine Lebenseinstellung, um eine verdammte HALTUNG. Heute sind die Zeiten anders, aber damals wars eben so. Ich habe plötzlich keine Zeit mehr, diese nette Geschichte aus meiner Jugend fortzuführen (mach ich nachher) Nur noch kurz: Der zweite Punkt, an dem ich zu knabbern hatte, aber zum Glück erinnere ich mich nur noch dunkel, war der: Eine kesse Underground-Braut, mit der ich als erster nen kleinen Blick-Flirt hatte, schleppte nicht etwa ich, sondern Sibbi später ab. Ob er wusste, wass Indie ist, oder nicht, war ihr egal, ich hatte jedenfalls das Nachsehen. Insgesamt wuchs unsere Coolness allerdings unermesslich durch diese Sache. Tschüss bis später, Aloisius.

Dieser Beitrag wurde unter Heiterer Anekdotenalmanach from hell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.