Kunstlehrerinnen: Die eine spirituell, die andere weniger.

Jetzt denkt Ihr vielleicht: Was maßt der Aloisius sich hier wieder an, er wird wohl kaum je seinen Kunstlehrerinnen so nahe gekommen sein, dass er sich ein Urteil über die spirituellen Seiten ihres Gemüts, über deren Inneres, bilden zu können erlaubt.

Hier ein Einschub, weil es grad so passt: Eine der lustigsten Kunstlehrerinnen-Darstellungen gibt es meiner Meinung nach in Terry Zwigoffs Film GHOST WORLD (USA/GB/D, 2001, mit Thora Birch und Scarlett Johansson) zu bewundern. Mein Gott, lach ich mich da jedes Mal tot. Einer meiner Lieblingsfilme. Aber dies jetzt echt nur nebenbei.

Anfang der Achtziger Jahre, in der fünften oder sechsten Klasse, zwischen Grundschule und Gymnasium, hatte ich eine Zeitlang in Kunst eine Lehrerin, die ein Jünger der Baghwan – Sekte war. Diese orange und rot Gekleideten, die ihren bärtigen Guru am Holzkettchen um den Hals trugen. Ich kannte das damals primär aus dem WERNER-Comic („Prost Ihr Kundalini-Wixer!“).
Naja, ich mochte sie, sie war nett und machte guten Kunst- (und Werken-, ich weiß das nicht mehr so genau?!) Unterricht. Tags unterrichtete sie uns Kids, abends chantete sie Oms oder so was ähnliches.
Sie stand zum dem, an das sie glaubte, was ich in diesem Fall sympathisch fand.
Eine seltene aber gute Eigenschaft und einfach eine nette Frau.

Die Achtziger waren irgendwie doch eine coole Zeit, obwohl ich diese Epoche eigentlich im Nachhinein hasse.

(Noch bis in die Neunziger, möglicherweise auch bis heute, auch dies entzieht sich meiner genaueren Kenntnis, fielen die Baghwan-Jünger neben der typischen Tracht hauptsächlich als Betreiber wirklich cooler Diskotheken auf. Spirituelle Clubs, gewissermaßen. Später war ich, nämlich 1991 in Hannover, mal in einer drin. Dort liefen Charlatans (GB) und Happy Mondays, bessere Musik als anderswo und es war schön leer.)

Nun aber zurück zu den Kunstlehrerinnen. Wenige Jahre später, in der achten oder neunten Klasse, hatte ich in Kunst eine andere Lehrerin, die weitaus weniger spirituell gestrickt war.
Eine eher dumpfe Person.
Wir sollten, lautete einmal eine Aufgabe bei ihr, fiktive

Visitenkarten oder Türschilder für einen bestimmten Beruf oder „unsere“ Firma entwerfen („was wir später mal werden“ oder so ähnlich, haha). Dem Schild sollte man anhand von Schriftart und Gestaltung ansehen, welcher Beruf dargestellt wird. Also beispielsweise ein Metzgerschild mit Hackebeil und Schweinekopf.

Frau Grobmann (so hieß sie, alle Namen geändert) ließ sich reihum die Ideen der Klasse vorstellen. Aus purem Spaß und weil ich gerade die Idee hatte, verkündete ich:
„Ich werde ein Schild entwerfen:

XAVER MARIA GOTTSELIG, GESUNDBETER.

Ich kannte so was aus Film und Literatur und aus den persönlichen Erzählungen alter Alpenbewohner.
Die Idee fand ich ziemlich brilliant und ich hatte bereits prima Schriftarten und Symbole im Hinterkopf für meinen Entwurf.
Aber wisst Ihr was: Frau Grobmann VERBOT mir dies! Sie flötete:
„Hahaha, Gesundbeter, was soll das denn sein.
Nein, das geht nicht, bitte nur ernste Entwürfe mein lieber Aloisius“.

Da dachte ich bei mir: Hahaha Frau Grobmann, werd Du doch mal krank und kein Schulmediziner kann Dir mehr helfen, dann wirst Du Dir vielleicht wünschen dass ein Gesundbeter Dich gesundbetet. Und außerdem warst Du wohl noch niemals im Alpenraum auf dem Lande, du graues Stadtpflänzchen, hast so was noch nie gesehen! Und Kreativität ist unerwünscht. Aber ich schwieg.

Ich war total wütend. Amokgelaufen bin ich nicht, doch war ich übrigens in den Eighties oftmals zornig auf meine Lehrer in Tschernovülbel. Eine schlimme Spießerbande.
Punkrock half mir. Vielleicht ein Tipp für die orientierungslose Jugend heute.

Stattdessen malte ich dann ein Schild:

FRATER ALOISIUS – FARBEN UND LACKE

knallbunt und voller Farbkleckse. Es gab später dafür sogar eine passable Note, aber diese unspirituelle Frau Grobmann war bei mir unten durch, und zwar für immer und in alle Ewigkeit.

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