Hostel (USA 2005, R. Eli Roth): Fieses kleines Machwerk

Heute nutzten Horst und ich die letzte Gelegenheit vor dem donnerstäglichen Programmwechsel, um uns ?Hostel? in der 18:00-Uhr-Vorstellung anzusehen. Ich bin ja nicht bescheuert, und gehe um 23.30 Uhr ins Kino. Steh? ich gar nicht durch.
Die Werbekampagne, sprich Anzeigenwerbung in Zeitschriften, für diesen Film deutete ja auf ein Kinoereignis hin, das alle bisherigen Ekelhaftigkeiten der Kinogeschichte locker in den Schatten stellen würde und jegliche vorstellbare Grausamkeit überböte. Jene Sorte Film, bei der die Zartbesaiteten unter den Zuschauern aus dem Saal flüchten. Bei so was muss man skeptisch sein. Logisch fließt Blut und der eine oder andere Finger oder Fußzeh wird abgezwackt, verzweifelte Opfer spucken gelbe Galle. Ach ja: Außer Horst und mir waren im Kino nur noch 5 oder 6 Frauen. Alle hielten bis zum Ende durch, keine flüchtete empört. Als ich Horst darauf aufmerksam machte, erwiderte er: ?Sind die abartig, oder was????

Zwischendurch mal schnell die Handlung in einem Satz:
Es geht um drei junge Typen, zwei Amis und einen Isländer, die mit dem Rucksack durch Europa reisen, immer in der Hoffnung, etwas freie (oder zumindest preisgünstige) Liebe abzustauben und die im liberalen Amsterdam von ihrem komischen Zimmergenossen erfahren, dass man in Osteuropa reihenweise die besten Mädels haben könnte und er gibt ihnen eine Adresse in der Nähe von Bratislava, wohin sich die drei auch gleich auf den Weg machen und in einem Hostel landen, wo sie tatsächlich auf willige hübsche Mädchen treffen aber, oh schreck, einer unserer drei Freunde verschwindet und nun beginnt die heitere Story umzuschlagen, denn man ist in einer Art Folter-Hotel gelockt worden, in die alptraumhafteste aller denkbaren Fallen, in der reiche Perverse für ein schönes Sümmchen junge ahnungslose Leute foltern und töten dürfen, was einer der drei sogar letztendlich überlebt und aufdeckt, dass das ganze heruntergekommene slowenische Dorf seine korrupten Finger mit im Spiel hat. (Wahnsinn, ich kann tatsächlich Filme in nur einem Satz wiedergeben. Sollte ich mir patentieren lassen! Muss erstmal einer nachmachen. Was möchtet Ihr in einem Satz von mir erzählt bekommen? „Der Herr der Ringe“? oder das Rezept von Ente a la Orange? Oder „was bisher in FRATER ALOISIUS SAYS HELL-O stand“?)

Was lustig, flott und für Ami-Verhältnisse recht sexy beginnt, schlägt in düsteren Terror um, platziert in einer trostlosen, verkommenen Umgebung. Die Atmosphäre beider (wenn man so will) Filmhälften, nämlich dem ersten Drittel und den letzten Zweidritteln, ist stimmig und bestens eingefangen.
Es bleibt durchgehend spannend und zum Schluss gibt es sogar ein wenig süße Rache.
Der Film hat ein paar spaßige Momente, beispielsweise wenn eine Kinderbande im rechten Moment ungewöhnlich beherzt zuschlägt. Oder des Kultregisseurs Takashi Miike?s Gastauftritt als Folterer.

Transportiert der Film eine Botschaft, gibt es etwas, das man mitnehmen könnte?
Welche Ängste spricht er an und warum trifft er offenbar so sehr den Nerv der Zeit?
Andere haben bereits nach Antworten gesucht und es gibt lesenswerte Ansätze in der Filmzentrale und bei Filmstarts.de

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